Ein Aktionskreis aus antifaschistischen Gruppen und Einzelpersonen in der Region zwischen Dortmund und Münster führte um den 11. November in mehreren Städten kleinere Gedenkaktionen durch. Sie bezogen sich dabei auf den durch die Initiative Siempre Antifascista vorgeschlagenen Gedenk- und Aktionstag in Erinnerung an die Opfer rechter Gewalt. Auch wir beteiligten uns an den Aktionen und möchten daher die Pressemitteilung des Aktionskreises im folgenden dokumentieren.
In Gedenken an alle Opfer rechter Gewalt.
In den Tagen nach dem 11. November fanden in mehreren Städten in der Region zwischen Dortmund und Münster Gedenkaktionen an Todesopfer rechter Gewalt statt. Am auffälligsten dürften die Tapeten mit den Namen von Personen sein, die von Neonazis oder anderen Rechten ermordet wurden. Für diese Aktion haben sich antifaschistische Gruppen und Einzelpersonen aus mehreren Städten zusammengetan.
„Im Jahr 2008 rief die Initiative ‚Siempre Antifascista‘ den 11. November zu einem Gedenk- und Aktionstag in Erinnerung an die Opfer rechter Gewalt aus. Der Anspruch war dabei ausdrücklich, ein Gedenken jenseits nationaler Grenzen zu etablieren. Nach dem Ende der Initiative geriet vielerorts auch der vorgeschlagene Gedenktag in Vergessenheit. Mit unserer Aktion wollen wir ihn wieder aufgreifen“, erklärt Charlie Preik für den Aktionskreis.
Mit den Aktionen sollen einerseits Namen und Schicksale von Opfern rechter Gewalt ins Gedächtnis gerufen werden und andererseits auf die mörderischen Konsequenzen rechter Ideologien hingewiesen werden. „Rassismus, Antisemitismus, Sozialdarwinismus und andere Elemente rechten Denkens laufen in ihrem Kern immer auf Gewalt und damit auch auf Mord hinaus. Aktuell sehen wir das insbesondere in den Gewalttaten gegen Personen aus der LGBTIQA-Community, Personen also, die nicht einer heterosexuellen Norm entsprechen, und in den erneut aufflammenden Angriffen auf Geflüchtete und ihre Unterkünfte“, so Preik.
Allein für den Zeitraum von 1990 bis 2021 in Deutschland zählte eine Recherche der Amadeu-Antonio-Stiftung 219 Tote durch rechte Gewalt und 16 weitere Verdachtsfälle. Davon waren durch die Bundesregierung lediglich 113 Fälle entsprechend anerkannt. Auch einige der Personen, derer in den letzten Tagen gedacht wurde, gelten wie der 1997 in Bochum ermordete Josef Anton Gera bis heute nicht offiziell als Opfer rechter Gewalt. Während einige der Morde bundesweit Reaktionen hervorriefen, sind andere kaum bekannt – insbesondere jene, die weiter zurückliegen oder weiter entfernt stattfanden. Unter den Personen, an die auf den Tapeten erinnert wird, finden sich auch deshalb viele, die in anderen Ländern von Rechten ermordet wurde – darunter etwa June Knightly (USA, 2022) oder Carlos Palomino, der am 11. November 2007 von einem Rechten in Madrid erstochen wurde und dessen Todestag Datum und einen der Anlässe für den Gedenk- und Aktionstag darstellt.
Das Konzept des Gedenktages setzt dabei auf Selbstorganisierung und lädt dazu ein, auf eigene Art und Weise vor Ort aktiv zu werden. Mit den Gedenkaktionen der letzten Tage will der Aktionskreis einen Beitrag dazu leisten.
Aktionskreis November22