Im Folgenden dokumentieren wir die Pressemitteilung des Werner Bündnisses gegen Rechts, die den Neonaziaufmarsch vom 3. Oktober in Hamm und die Gegenaktionen auswertet. Dies scheint notwendig zu sein, da die Lokalredaktion der Ruhr Nachrichten nur Fragmente der PM nutzte und den Rest des Artikels mit dem Polizeibericht ausstopfte – der kritische Blick auf den Polizeieinsatz am vergangenen Freitag geht dabei vollständig verloren. Wir protestieren gegen diese Praxis, die kritischen Journalismus durch das Abschreiben von Polizeiberichten ersetzt hat.
Ungefähr 1000 Menschen nahmen laut Veranstalter*innen an der Demonstration in Hamm gegen den Neonaziaufmarsch am vergangenen Freitag teil – darunter auch das Werner Bündnis gegen Rechts. Die Demonstration gegen die ca. 200 angereisten Neonazis war laut und verlief friedlich, zudem wurde der Aufmarsch zwischenzeitlich von Anwohner*innen gestoppt. Das Bündnis könnte also eine durchweg positive Bilanz ziehen, allerdings behalten zwei Umstände am vergangenen Freitag einen faden Beigeschmack: zum einen reisten die Neonazis nach ihrer Demonstration in Hamm weiter nach Hannover, um dort ein Flüchtlingscamp anzugreifen und verletzten linke Aktivist*innen, zum anderen erging sich eine offensichtlich überforderte Polizei vor allem in Repression und Schikane gegenüber Antifaschist*innen.
Bereits vor Beginn der Demo beteiligten sich Mitglieder des Bündnisses an der spontanen Blockade im Hammer Hauptbahnhof, die ebenso wie beispielsweise Ordner*innen der Demonstration und auch Pressevertreter*innen jedoch von der Polizei aggressiv angegangen wurde. Auch im weiteren Verlauf wurde die Polizei nicht müde, die Gegendemonstrant*innen in ihrem Protest und schließlich sogar bei ihrer Abreise zu behindern, so versuchte die Polizei z.B., nur kleine Gruppen von maximal acht Personen zurück zum Bahnhof gehen zu lassen und ließ am Hauptbahnhof verlauten, aufgrund von „technischen Problemen“ könnten nur wenige Menschen den Bahnhof betreten. Marius Riemann vom Bündnis gegen Rechts dazu: „Es ist kaum zu fassen, wie offensichtlich die Polizei versucht, den demokratischen Protest zu behindern, wo es nur möglich ist. Das zeigt nur umso mehr, dass wir uns auf polizeiliche Unterstützung nicht verlassen können“. Selbst einige Polizist*innen am Rand der Demonstration zeigten sich genervt von der Strategie ihrer Vorgesetzten, die letztlich auch ihren Arbeitstag in die Länge zog.
Dennoch wertet das Bündnis den Tag als Erfolg. Riemann resümiert: „Wir haben unseren Protest lautstark auf die Straße getragen – trotz aller Behinderungen durch die Polizei. Die Demonstration und die Aktionen der Anwohner*innen waren entschlossen und ein erster kleiner Schritt hin zu einer Welt, die hoffentlich einmal ohne Rassismus und andere Diskriminierung auskommt. Wir bedanken uns bei allen Teilnehmer*innen!“.
Weiterhin möchten wir darauf hinweisen, dass unsere Genoss*innen von der Jugend Antifa Ascheberg (JAA), die gemeinsam mit uns im Werner Bündnis gegen Rechts aktiv sind und in Hamm auf der Straße waren, jetzt auch mit einem eigenen Blog am Start sind. Schaut’s euch an: Link!