Am 22.03. veranstalteten wieder fundamentalistische Christ*innen ihren 1000-Kreuze-Marsch in Münster. Wie auch die letzten Jahre trafen sie jedoch auf entschlossenen Widerstand. Dieses Jahr konnten die Gegendemonstrant*innen abgesehen von der eigenen kraftvollen feministischen Demo den Christ*innen auch die Brücke als traditionellen Ort der Abschlusskundgebung durch Blockaden streitig machen, an denen sich auch einige (mehr oder weniger) solidarische Mitarbeiter*innen des Ordnungsamts beteiligten. Den gesamten Marsch über störten Gegendemonstrant*innen den reaktionären Umzug lautstark.
Die Auseinandersetzung mit christlich-fundamentalistischen Positionen bleibt uns aber auch in Werne nicht erspart. Hubert Hüppe beispielsweise, Bundestagsabgeordneter der CDU für den Wahlkreis Unna I und wohnhaft in Werne, gehört ebenfalls zu dieser etwas seltsamen Clique. Hüppe selbst ist eigentlich nicht für besonders reaktionäre Positionen bekannt, sondern eher für Statements zu Sterbehilfe oder zum Umgang mit Menschen, die als „behindert“ wahrgenommen werden. Allerdings hat er auch 1993 die Abschaffung des Grundrechts auf Asyl mitgetragen [1] und hat wohl hin und wieder gewisse… Sprachprobleme [2].
Aber auch, wenn der Typ Geflüchteten das Leben unnötig schwerer gemacht und dem rassistischen Mob Anfang der 90er damit Folge geleistet hat, erklärt das noch nicht, was er mit solchen Jesus-Zombies wie den 1000-Kreuze-Marschierer*innen zu tun hat. Dazu muss mensch wissen, dass Hüppe u.a. seit 1986 stellvertretender Bundesvorsitzender der Christdemokraten für das Leben (CDL) ist [3] – deren Bundes-geschäftsstelle sich übrigens in Münster befindet.
Die CDL – Zwischen Bioethik und Fundi-Lobby
Die CDL sind eine Organisation innerhalb der CDU/CSU, die sich als Teil der Lebensrechtsbewegung vor allem gegen Abtreibungen, Sterbehilfe oder Präimplantationsdiagnostik (PID) einsetzen. Beim Thema Abtreibungen beispielsweise fürchten sich die CDL aktuell vor allem vor einer möglicherweise endlich rezeptfreien „Pille danach“[4] oder dem sogenannten „Estrela-Bericht“[5]. Aber auch die üblichen Forderungen nach der „Einzigartigkeit von Ehe und Familie“[6] und das Jammern darüber, dass sich das „Familienverständnis […] in der westlichen Welt immer mehr vom christlichen Weltbild“[7] entferne, gehören bei den CDL (laut eigenen Angaben immerhin rund 5.000 Mitglieder) zum guten Ton. Sympathien beispielsweise für die Anliegen Homosexueller sucht mensch hier also eher vergeblich, zumal sich die Vorsitzende Mechthild Löhr auch öffentlich über die Gleichsetzung ihrer Organisation mit den Lesben und Schwulen in der Union (LSU) durch Angela Merkel empörte[8]. Hinzu kommen die zahlreichen personellen und organisatorischen Ver- quickungen, die die CDL in die Nähe nationalistischer, anti- emanzipatorischer, rechter, homo- und transphober Positionen bis hin zur Relativierung der Shoah rücken.
Du bist, was du liest?
So tauchen besonders zwei Damen im Umfeld der CDL auf, die für ihre publizistischen Tätigkeiten immer wieder in der Kritik stehen. Beispielsweise veröffentlichen die CDL auf ihrer Homepage einen Text von Birgit Kelle und Maria Steuer unter dem Titel „Vorsicht, Studie!“[9]. Unsere Position zu Birgit Kelle und warum wir der Meinung sind, dass es ein Fehler ist, ihr ein Podium zu bieten, haben wir auf diesem Blog bereits dargelegt[10]. Ehrensache, dass es sich Hubert Hüppe dann auch nicht nehmen ließ, am 19. Januar zu ihrem Vortrag in der Ökologiestation Bergkamen-Heil zu erscheinen. Zur Co-Autorin Maria Steuer wollen wir nicht mehr allzu viele Worte verlieren, wer möchte kann sich gerne selbst ein Bild von der Frau machen (z.B. unter [11] – hingewiesen sei hier allein auf die Verbindungen zu Eva Herman und Christa Meves).
Außerdem hofieren und bewerben die CDL auf ihrer Homepage auch die berühmt-berüchtigte Gabriele Kuby und ihr Buch „Die globale sexuelle Revolution“, so durfte diese zum Beispiel auf einer Veranstaltung der CDL „gegen die Gleichstellung jeglicher sexueller Orientierung“ pöbeln[12] und CDL-Vorsitzende Mechthild Löhr schrieb doch glatt persönlich eine Rezension für kath.net[13] – Tochter Sophia Kuby ist lustigerweise übrigens genau wie Hubert Hüppe stellvertretende Vorsitzende bei den CDL. Sachen gibt’s…! Gabriele Kuby ist keine unbekannte in der Szene, ähnlich wie Birgit Kelle schreibt auch sie gerne für kath.net und die Junge Freiheit, verteidigte das Blatt gar u.a. für seine „kirchenfreundliche Haltung“[14][15], sieht in Harry Potter „ein Vergehen an der jungen Generation“[16] (ähnlich übrigens wie bereits erwähnte Christa Meves), vertritt etwas seltsame Ansichten zu den Todesopfern der Loveparade[17], hält ‚metrosexuell‘ für eine sexuelle Orientierung und „weiß“ natürlich, dass hinter der ganzen totalitären Gender-Umerziehung sowieso EU und UNO stecken[18]. Wer jetzt fragt, warum bei unserem kleinen Best of Gabriele Kuby noch kein latenter Antisemitismus dabei war, sei zumindest schon mal darauf verwiesen, dass Kuby Verhütung, Abtreibung und die Öffnung der Ehe für Homosexuelle für so schlimm hält wie „die Leichenberge von Auschwitz“[19] und damit geschickt Homophobie mit der Relativierung der Shoah verbindet. Der Vergleich von Abtreibungen mit der Shoah oder die Rede vom „Babycaust“ sind übrigens in der christlich-fundamentalistischen Lebensrechtsbewegung und darüber hinaus schon fast so etwas wie ein ‚running gag‘[20] – wir gehen davon aus, dass eine Begründung unserer Ablehnung keiner Begründung bedarf. Zu Gabriele Kuby ließen sich sicherlich noch etliche Seiten füllen, siehe [21], so ließe sich zum Beispiel auf den Widerspruch hinweisen, dass die CDL zwar in ihrer Pressemitteilung zur Pille danach noch mit einer Zunahme von Geschlechtskrankheiten im Zusammenhang mit einer rezeptfreien Pille argumentierte[22], aber eine Publizistin feiert, die Verhütung und damit auch Kondome für sowas wie einen zweiten Holocaust hält – von abweichenden Fakten einmal abgesehen[23].
Die Multi-Aktiven bei den CDL
Und wo wir grad schon bei der Junge Freiheit sind: natürlich haben auch CDL-Bundesvorsitzende Mechthild Löhr und Ehrenvorsitzende Johanna Gräfin von Westphalen schon für das rechte Blatt geschrieben[24]. Mechthild Löhr hat neben der bereits erwähnten Rezension von Gabriele Kubys Buch auch weitere literarische Leistungen vollbracht, die ihre Ansichten offenlegen, beispielsweise „Homo-Ehe. Nein zum Ja-Wort aus christlicher Sicht“ zusammen mit Norbert Geis, der Kolumnist bei der Junge Freiheit (Überraschung!) ist, Strafbarkeit von Vergewaltigung in der Ehe eher uncool findet, weil unter Eheleuten schließlich eine „besondere Nähe“ existiere und mit dem guten alten „Kindeswohl“ gegen Homosexuelle pöbelt[25]. Außerdem erzählte er auch gerne mal was von ‚Deutschland den Deutschen‘[26] und gehörte zu den Menschen, die gegen den Parteiausschluss Martin Hohmanns aus der CDU waren, nachdem dieser in einer Rede am 3.10.2003 erklärte „die Deutschen“ (wer auch immer das sein soll) können ja gar kein Täter*innenvolk sein, weil Jüd*innen ja auch schlimme Sachen angestellt hätten und niemand auf die Idee käme, sie ebenfalls als Täter*innenvolk zu bezeichnen und die NS-Relativierung dann noch um das antisemitische Bild von Jüd*innen als Strippenzieher*innen (in diesem Falle hinter dem Bolschewismus) ergänzte – im Nachhinein stellte Hohmann dann noch klar, dass das einzige Täter*innenvolk ja wohl „die Gottlosen“ seien[27]. Ein weiterer Verteidiger Hohmanns schrieb ebenfalls ein Buch mit Mechthild Löhr: Arnulf Baring[28], der auch für die Bild gegen „Problemgruppen“ auf Seiten der Immigranten und „Gutmenschen“ ins Feld zog[29] oder im NRW-Landtag mal eben behauptete, Deutschland habe keine imperiale Vergangenheit (und entsprechend auch nie den Völkermord an Herero und Nama begangen) und anschließend erklärte, dass die Deutschen (wer auch immer das sein soll) ja schon immer ach so friedlich, fleißig und freiheitsliebend gewesen seien und überhaupt alle viel mehr Stolz für Doofland empfinden sollten[30] (sorry für den rechten Link). Am Buch „Schluss mit dem Ausverkauf!“ waren außerdem Josef Kraus und Jörg Schönbohm beteiligt. Schönbohm wiederum hielt Reden vor rechtslastigen Burschen-schaften[31], labert von Leitkultur und ist ziemlich dicke mit der Landsmannschaft Ostpreußen[32], welche die rechte Preußische Allgemeine Zeitung herausgibt[33] und über deren weitere rechte Kontakte sich mensch z.B. hier informieren kann: [34], [35], [36]. Schönbohm spricht sich darüber hinaus für den Vorrang der „klassischen Familie“ aus[37].
Die homophobe Ehrenvorsitzende der CDL, Johanna Gräfin von Westphalen (kurz: JGW), hat 2011 die „Homo-Gurke“ von queer.de verliehen bekommen für ihre spektakuläre Entlarvung von Kondomen als „Propaganda der Homosexuellen-Lobby“[38]. Als Beisitzer der CDL wird u.a. Karl-Heinz B. van Lier aufgeführt[39], der sich in der sogenannten „Männerrechtsbewegung“ beim Verein Agens e.V. rumtreibt[40], welcher zwar die „tatsächliche Gleichberechtigung von Männer [sic!] und Frauen“ anpeilt[41], sich dabei aber scheinbar gerne mal im plumpen antiemanzipatorischen Populismus verliert. Hier wird der baden-württembergische Bildungsplan mit Nationalsozialismus und Stalinismus in eine Reihe gesetzt[42], dort wird von einem angeblichen Abiturienten (ja, sicher!) über „(radikal)feministische Lehrerinnen“ und „Männerdiskriminierung“ an Schulen schwadroniert [43]. Hier wird sich über Versuche aufgeregt, Sexismus mal ausnahmsweise nicht über die Sprache zu reproduzieren[44] und dort wird aus emanzipatorischen Überlegungen ein totalitäres Bestreben[45]. Natürlich darf auch hier nicht vergessen werden, Birgit Kelle zu feiern[46].
Im Wikipedia-Artikel der CDL wird als stellvertretender Vorsitzender des Landesverbandes Baden-Württemberg noch der 2013 verstorbene Claus Jäger angegeben. Jäger war unter anderem auf der Referent*innenliste des Studienzentrums Weikersheim zu finden[47], welches der Neuen Rechten nahe steht. Gründer des SZW war der wegen seiner Tätigkeit als NS-Militärrichter umstrittene Hans Filbinger, Mechthild Löhrs Co-Autor Jörg Schönbohm ist ein Vizepräsident des Studienzentrums, die Kontakte des SZW zur politischen Rechten sind hinlänglich bekannt, ebenso die Zusammenarbeit mit Organisationen wie der Jungen Landsmannschaft Ostpreußen[48], die selbst der Landsmannschaft Ostpreußen zu rechts war. Ein weiteres Gründungsmitglied des SZW war der ehemalige SS-Obersturmbannführer Paul Carell[49]. Jäger war außerdem Mitbegründer des rechtskonservativen Christlich-Konservativen Deutschland-Forums (CKDF)[50], er selbst hielt als Mitglied des CKDF das Einleitungsreferat der JF-Sommeruniversität, eines mehrtägigen Seminars der Junge Freiheit[51].
Bitte einmal hier unterschreiben…
Mitglieder der CDL und Personen aus ihrem Umfeld sind auch (Erst-)Unterzeichner verschiedener Manifeste. Ein Beispiel dafür ist die Marburger Erklärung „Für Freiheit und Selbstbestimmung – gegen totalitäre Bestrebungen der Lesben- und Schwulenverbände“, in der sich die Unterzeichner*innen, grob zusammengefasst, darüber beschweren, dass Menschen, die von der „Heilbarkeit von Homosexualität“ schwafeln, (zurecht!) als Homophobe bezeichnet werden[52]. Zu diesem Kreis gehören mit Mechthild Löhr und JGW zwei prominente CDLerinnen, sowie eine Reihe von (bereits erwähnten) Personen aus dem Umfeld der CDL, darunter Gabriele Kuby, Maria Steuer, Norbert Greis, Eckhard Kuhla (Gründungsmitglied und 1. Vorsitzender von Agens e.V.) und Peter Schneider (ehem. Bundesvorsitzender der Partei AUF, die ebenfalls aus der Lebensrechtsbewegung kommt)[53].
Ein weiteres Beispiel ist die Aktion Linkstrend stoppen (ALS). Das zugehörige Manifest gegen den Linkstrend moniert die vermeintliche Aufweichung christlich-konservativer Positionen in der CDU mit der Berliner Erklärung im Januar 2010 und stammt von Friedrich-Wilhelm Siebeke, der sich in einem Sondervotum damals ebenfalls gegen den Parteiausschluss Martin Hohmanns wandte[54]. Zu den Erst- unterzeichner*innen gehör(t)en die CDL-Menschen JGW[55] und Claus Jäger[56], aber auch Rene Stadtkewitz wird mit der Aktion in Verbindung gebracht[57]. Und für alle, die Facebook interessant finden: auf der Seite der ALS wird z.B. Stoppt den Sprachfeminismus beworben, welche wiederum Birgit Kelle feiern[58], Rechte dürfen ihre Kommentare setzen wie der User ‚Patrick von Berlichingen‘ unter einem Aufruf, in 100 Tagen 100 Mitglieder für die CDU zu werben („Es muss ein rechtsruck durchs Land gehen wie er zur Zeit durch viele Eu Länder geht! Volk steh auf!”[sic!]), und die ALS solidarisiert sich hier mit dem 1000-Kreuze-Marsch in Münster[59]. Ein weiterer Erstunterzeichner aus dem Dunstkreis der CDL ist Martin Lohmann, Mitbegründer des Arbeitskreises Engagierter Katholiken in der CDU, einer weiteren Lobby-Gruppe in der Partei, deren Gründungsaufruf auch Norbert Geis und Mechthild Löhr mitgetragen hatten, die Positionierungen sehen auch hier entsprechend aus: gegen Abtreibung, für traditionelles Ehe- und Familien-verständnis[60]. Lohmann selbst lehnt „gelebte Homosexualität“ ebenso ab wie die Homo-Ehe und ist außerdem seit 2009 Bundesvorsitzender des Bundesverbandes Lebensrecht[61], womit wir bei einem weiteren wichtigen Akteur der Lebensrechtsbewegung wären.
Wo ein oder zwei in meinem Namen versammelt sind…
Abgesehen von den vielfältigen personellen Verflechtungen innerhalb der Lebensrechtsbewegung sind Hüppes CDL auch noch in einigen Verbänden organisiert. So sind die CDL auch Mitglied im Forum Deutscher Katholiken[62], das den „unverfälschten und unverkürzten“ katholischen Glauben hochhält und sich im Kampf gegen die „Kultur des Todes“ wähnt[63]. Im Kuratorium sitzen neben JGW, auch Gabriele Kuby, Norbert Geis oder Peter Gauweiler, auf dessen Initiative beispielsweise das USK in Bayern eingeführt wurde und der sich über die Wehrmachtsausstellung aufregte[64]. Für das Sprachrohr des Forums nach eigenen Angaben, die Zeitschrift Der Fels, schreibt u.a. die bereits zuvor erwähnte Christa Potter… ähh, Meves[65].
Der zweite wichtige Verband ist der Bundesverband Lebensrecht (BVL) unter Martin Lohmann. Über den BVL sind die CDL direkt an der Organisation des „Marsches für das Leben“ in Berlin beteiligt, der dem 1000-Kreuze-Marsch von EuroProLife in Münster ähnelt[66]. Hubert Hüppe selbst schrieb ein Grußwort für den „Marsch für das Leben“ 2013[67], ob er dieses Jahr teilnimmt, bleibt abzuwarten. Allgemein erfahren die Märsche für das Leben innerhalb der Union großen Zuspruch, was zusätzlich verdeutlicht, wie wichtig entschiedenes Engagement gegen die selbsternannten Lebensschützer*innen ist. In einem offenen Brief wurden außerdem Verbindungen des BLV zu rechten Organen wie der Jungen Freiheit kritisiert[68]. Auch die europäische Bürgerinitiative Einer von uns gehört zu den Organisationen, die am „Marsch für das Leben“ beteiligt sind, gleichzeitig wird z.B. auf der Mobi-Seite auch für Einer von uns geworben[69]. Die Initiative, die auch durch Hubert Hüppe unterstützt wird, fordert z.B. ein Ende der finanziellen Unterstützung von Entwicklungshilfeprogrammen oder von Initiativen im Gesundheitssystem mit EU-Geldern, die Abtreibungen beinhalten/durchführen/etc.[70]. Sie war an Protesten gegen den Estrela-Bericht, der im Video mal eben als „Blitzkrieg“ bezeichnet wird, beteiligt[71].
Ebenfalls Mitglied im BLV ist die Partei AUF, von der ebenfalls Mitglieder die Marburger Erklärung unterschrieben. Auf ihren Wahlveranstaltungen zur Europawahl 2009 traten Eva Herman und Martin Lohmann auf[72]. In ihrem Grundsatzprogramm vertritt sie ähnlich antiemanzipatorische Positionen in Bezug auf Abtreibung und lehnt auch die weitere Gleichstellung eingetragener Lebenspartnerschaften oder eine Ausweitung des Adoptionsrechts ab (Seite 10). Weiterhin könne die Türkei aufgrund kultureller Differenzen nicht vollwertiges Mitglied der EU werden und „atheistische, sozialistische bzw. neomarxistische Ideologien“ werden „mit Sorge“ betrachtet (Seite 22)[73].
Fazit
Zunächst einmal hoffen wir, dass der Text einen Überblick über die Lebensrechtsbewegung im Umfeld der CDL und Hubert Hüppes geben konnte. Natürlich ist er noch lange nicht vollständig, aber wir glauben, dass bereits klar geworden ist, dass in der Szene fast alle irgendwie zusammenhängen und dass dort Positionen vertreten werden, die selbst für irgendwelche antifeministischen Erzkonservative, eigentlich nicht tolerierbar sein sollten und einer klaren Distanzierung bedürften.
Allgemein lässt sich für die Lebensrechtsbewegung festhalten, dass die Positionen durchaus widersprüchlich sein können. Während z.B. in den USA Lebensschützer*innen Abtreibungen (teilweise auch militant) bekämpfen, sind große Teile der Bewegung dennoch für die Todesstrafe[74]. Für die Teile der deutschen Lebensrechtsbewegung, mit denen wir uns auseinandergesetzt haben, stellt sich z.B. eher die Frage, wieso Floskeln wie „Ich bin überzeugt, dass jeder Mensch, unabhängig von Hautfarbe, Sprache, Geschlecht, Alter, Gesundheitszustand oder einer Behinderung, Menschenwürde besitzt, am gesellschaftlichen Leben teilhaben können und dieselben Chancen bekommen muss wie alle anderen”[75], die in den meisten Grundsatzprogrammen in irgendeiner Form auftauchten, eigentlich bei sozialen Gruppen wie z.B. Geflüchteten an Gültigkeit verlieren. Wenn mensch bedenkt, wie viele CDU-Mitglieder in der Bewegung zu finden sind, bleibt offen, wie bei konsequenter Umsetzung dieser Leitfäden die Asylpolitik der CDU so grauenhaft daneben sein kann.
Gerade Hubert Hüppe, der schließlich 1993 bereits gezeigt hat, dass seine Menschenliebe dann doch da Risse bekommt, wo die Menschen aus anderen Ländern fliehen, steht hier besonders im Fokus unserer Kritik. Generell muss die Schlussfolgerung gezogen werden, dass ein stellvertretender Vorsitzender einer Organisation sich mit ihren Standpunkten weitestgehend identifizieren dürfte und da von Hüppe weder Austritte, noch Distanzierungen von Mitgliedern der CDL bekannt sind, liegt die Vermutung nahe, dass das auch für die Positionen einer Mechthild Löhr oder eines Claus Jägers bis hin zu denen einer Gabriele Kuby gilt oder diesen zumindest mit Akzeptanz begegnet wird – einer Haltung, die wir in diesem Zusammenhang nicht nachvollziehen können! Alternativ bestünde natürlich noch die Möglichkeit, er habe in guter deutscher Tradition „von alledem nichts gewusst“, aber das wird uns wohl nur Hubert Hüppe selbst erklären können. Im Kreis Unna befindet er sich jedenfalls in guter Gesellschaft, äußerte sich doch bereits die Bundestagsabgeordnete Sylvia Jörrißen bei einer Podiumsdiskussion in Werne zur Bundestagswahl 2013 homophob (und bekam dafür soagr Applaus) und war doch auch der Stadtverband in Bergkamen bereit die rechten Kolleg*innen von Birgit Kelle zu akzeptieren. Im Umfeld von Hüppes Wohnung sind übrigens bereits vor einigen Jahren Flyer mit Bildern abgetriebener Föten in Briefkästen gesteckt worden, einer beliebten Aktionsform in der Lebensrechtsbewegung – bislang ist unklar, wer dafür verantwortlich war…
Auch im vermeintlichen Hinterland Werne lohnt sich also die Auseinandersetzung mit christlichem Fundamentalismus und seinen Verstrickungen in homophobe bis antisemitische und rechte Sphären.
Wir werden deshalb weiter für eine radikale Emanzipation eintreten!
Update:
Seit dem 26. März mobilisierten die CDL über ihre Homepage übrigens zu einer Demonstration gegen die anvisierte Bildungsplanreform in Baden-Württemberg am 5. April. Bei dieser Demonstration trat neben der AfD auch Gabriele Kuby als Rednerin auf und es gab Grußworte von FDP- und CDU-Politikern, sowie Birgit Kelle, die sich aktuell im Zwist mit der EKD befindet[76]. Auf der Demonstration gab es neben ganz viel Gejammer über die böse, böse Gender-Ideologie auch die üblichen Gleichsetzungen von Homosexualität und Pädophilie und reichlich Unterstützung aus der rechten Ecke[77][78]. Bleibt abzuwarten, wie sich ein Hubert Hüppe da noch herausreden möchte…
Stand der Quellen: 10.04.14 (Von mehreren Quellen sind auch Screenshots vorhanden, fragt uns einfach, falls der Link nicht mehr funktioniert!)