PM zum abgesagten Deutschrock-Konzert

Update 22.04.16: Die antifaschistische Zeitung Lotta hat einen sehr guten Recherche-Artikel zur Band, ihren Mitgliedern und ihre Verstrickung in die rechte Szene veröffentlicht, den wir euch ans Herz legen möchten: klick!

Nachdem ein Deutschrock-Konzert im Lünener Lükaz aufgrund von Verstrickungen einer Band in die Rechtsrock-Szene abgesagt worden ist, bleibt das Thema weiterhin öffentlich präsent. Grund dafür ist unter anderem, dass die Lokalredaktion der Ruhr Nachrichten in Lünen eine Stellungnahme der Band „Schuldig“ druckten. Der Band wurde so ein Forum gegeben, um sich als arme Opfer böswilliger Anschuldigungen zu inszenieren. Das angebliche Benefiz-Konzert müsse nun abgesagt werden und das, obwohl ihr Sänger – der Neonazi Dennis Zadow – doch längst aus der rechten Szene gelöst sei. Dass das eher nicht so wirklich stimmt, lässt sich vor allem daran feststellen, dass Zadows offenbar in einer xenophoben Bürgerwehr in der Nähe von Bremen sein neues Hobby gefunden hatte – wozu sich die Band nicht weiter verhält. Passt ja auch nicht ganz zum „Ausstieg“. Das Werner Bündnis gegen Rechts hat als Reaktion eine eigene Stellungnahme geschrieben, die wir hier dokumentieren wollen. Abschließend bleibt nur zu sagen, dass Neonazis und ihren Bandprojekten keine Plattform gebührt!

Von Unpolitischen und Ausgestiegenen

Am 1. Februar druckten die Ruhr Nachrichten Lünen eine Stellungnahme der Band „Schuldig“. Diese bezogen Position zu dem abgesagten Konzert im Lükaz, das abgeblasen wurde, weil Linke auf die Verbindungen von Bandmitgliedern in die rechte Szene hingewiesen hatten. Zunächst finden wir verwunderlich, dass der Kritik, dass auch ein Türsteher des Lükaz (und Bandmitglied) in die rechte Szene verstrickt sein soll, keine weitere Beachtung mehr geschenkt wurde. Hier wäre weitere Recherche angebracht. Unabhängig davon, dass die RN sich vor allem auf den Sänger und Neonazi D. Zadow beziehen, finden wir es höchst problematisch, die Stellungnahme einer Band abzudrucken, die offenbar kein Problem mit Einstellungen ihrer Mitglieder hat: „Wir haben uns den richtigen Sänger ausgesucht“ schreibt die Band auf Facebook. Der Verweis auf den vermeintlichen Ausstieg Zadows aus der rechten Szene scheitert an der Realität – seine Gründung einer Bürgerwehr ist ebenso bekannt wie rechte Likes des Sängers auf Facebook. Selbst wenn hier eine Lösung aus den verbotenen Blood & Honour-Strukturen vorliegt, bleibt offenbar also die ideologische Schnittmenge. Für die Band gilt entweder Ähnliches oder eine – ebenfalls zu kritisierende – gefährliche Entpolitisierung ihrer Besetzung. Warum also ihre (auch noch grauenhaft formulierte) Stellungnahme drucken? Der Verweis, die Band blamiere sich damit selbst, stimmt zwar, allerdings bleibt die Frage, was geschehen wäre, wenn Schuldig in der Lage wäre, ihre Verteidigung seiöser zu verpacken. Wir vermuten, dass der Knackpunkt woanders liegt. Das Zauberwort heißt „unpolitisch“. Während Stellungnahmen der Partei Die Rechte zu ihrer Kundgebung im Januar wohl (zum Glück!) keine Plattform geboten würden, verhält es sich vielerorts ganz anders, wenn die Kritisierten sich als „unpolitisch“, „einfache besorgte Bürger*innen“ oder „Opfer linker Hetze“ gerieren. Wer seine Ansichten so übertüncht, kann stets damit rechnen, irgendwo auf Politiker*innen oder Reporter*innen zu treffen, die irgendwie Verständnis zeigen oder „mit ihnen reden“, „ihre Ängste ernst nehmen“ wollen. Was bei Pegida schon falsch war und sich bei Bürgerwehren wiederholt, trifft hier auch auf kommerzielle Bandprojekte von Rechtsrock-Musikern zu.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Antifa veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort zu PM zum abgesagten Deutschrock-Konzert

  1. Mark sagt:

    Haha richtig so.

Kommentare sind geschlossen.