PM: Keine Bühne für Antisemitismus!

Am 26. Oktober soll der Schlagersänger Christian Anders in der Stadthalle Kamen auftreten. Der 74-jährige ist seit Jahren dafür bekannt, Verschwörungstheorien zu verbreiten und antisemitische Positionen zu vertreten.

Wir fordern die Stadthalle Kamen auf, den geplanten Auftritt abzusagen und damit anderen Veranstalter*innen zu folgen. Nach einem offenen Brief des Bündnisses ENSSQ – Ennepe-Ruhr stellt sich quer[1] wurden sowohl eine Autogrammstunde in Witten als auch ein Auftritt in Hagen abgesagt[2][3]. Die Positionen, die Anders in Büchern, YouTube-Videos und auch in seiner Musik vertritt sind untragbar. In den letzten Jahren bemühte er u.a. die antisemitische Hetzschrift der „Protokolle der Weisen von Zion“[4], verstieg sich zu Aussagen wie „Kinder-Impfer sind Kinderschänder“[5], relativierte die Verbrechen des Nationalsozialismus‘[6], bediente unter Verdrehung von Tatsachen den rechten Mythos von den Geflüchteten, die gegenüber Deutschen bevorteilt würden[7] und phantasierte von einer Verschwörung der Illuminaten, die die Welt kontrollieren würden[8]. Kaum eine Verschwörungstheorie, kaum ein Ressentiment, dessen sich Christian Anders noch nicht bedient hat.

Ein Paradebeispiel für sein antisemitisches Verschwörungsdenken ist das Lied „Der Hai“. Darin „rappt“ Anders[9][10]:
„Ich hab die Macht, ich hab das Geld, ich bin der Herrscher dieser Welt.
Ich schick euch täglich auf die Rolle, ihr kennt sie nicht, ‚Die Protokolle‘.“

Gemeint sind damit die sogenannten „Protokolle der Weisen von Zion“, eine nachweislich gefälschte, antisemitische Propagandaschrift, die von Antisemit*innen bis heute als „Beweis“ einer angeblichen jüdischen Weltverschwörung angeführt werden. Und auch Anders bemerkt in seinem Lied kurz darauf:
„Auf sieben Säulen ruht die Welt, sieben Familien haben das Geld. Ob Rothschild, Cohn oder Donati, man nennt uns auch Illuminati. Mit Aids verseuchen wir die Welt, und machen mit der ‚Heilung‘ Geld.“
Die Namen jüdischer Bankiersfamilien wie Rothschild oder Cohn dienen innerhalb rechter und verschwörungstheoretischer Kreise als Code, um nicht „jüdische Weltverschwörung“ sagen zu müssen. Eingeweihten ist dennoch sofort klar, wer eigentlich gemeint ist. Die Rothschild-Zeile strich Anders dann auch zügig wieder aus dem Lied. In das Bild der weltbeherrschenden Verschwörung passt auch die herbeiphantasierte Allmacht dieser „Illuminati“. So sollen diese für Seuchen und Krankheiten wie AIDS verantwortlich sein und den Lauf der Geschichte bestimmen, wie aus einigen späteren Zeilen hervorgeht:
„Ob Bankencrash oder Französische Revolution, ich hab’s geplant, ich wusste es schon.“
Es war solcher Verschwörungswahn, der schon im NS die Grundlage für die Verfolgung und Vernichtung von Jüd*innen bildete.

Anders vertritt eine Ideologie, die aktuell wieder in zahlreichen Ländern der Welt mordet. Die Konsequenz aus Anschlägen wie jenem in Halle kann nur sein, Antisemitismus, Rassismus und Verschwörungsdenken entschlossen entgegenzutreten. Dazu gehört auch, ihren Propagandist*innen keine Bühne zu bieten. Der Auftritt Christian Anders‘, der als exklusiver Solo-Auftritt nach 20 Jahren beworben wird[11], muss abgesagt werden! Antisemitismus „polarisiert“ nicht, Antisemitismus ist keine „unbequeme Meinung“, Antisemitismus ist eine Vernichtungsideologie!

Wir fordern die Stadthalle Kamen daher nachdrücklich auf, den Auftritt am 26. Oktober abzusagen. Wir fordern außerdem die Veranstalter*innen auf, sich von den Positionen, die Anders vertritt, zu distanzieren und die Zusammenarbeit einzustellen.

Antifa UNited
Antifa Werne
Autonome Antifa Lünen

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