Gedenken am 9. November

Montag jährten sich die Novemberpogrome zum 82. Mal, bei denen überall im „Reich“ Nazis und Bürger*innen ihre benachbarten Juden*Jüdinnen und Menschen, die sie als solche ausmachten, demütigten, attackierten, verprügelten, beraubten, ihre Geschäfte plünderten und Synagogen zerstörten. Einige der Opfer wurden gleich umgebracht – so zum Beispiel in Lünen. Dass es in Werne keine Toten gab, ist wohl mehr dem Glück als dem wütenden Mob zu verdanken. Hier wurden v.a. die jüdischen Männer angegriffen, Geschäfte verwüstet und die Synagoge zerstört.

Jedes Jahr wird deshalb seitens der Stadt an die Verbrechen rund um den 9. November 1938 erinnert. Auch wir und andere Antifaschist*innen beteiligen uns jährlich am Gedenken und am Appell, dem Erinnern auch Taten folgen zu lassen und Antisemit*innen und Rechte konsequent zu bekämpfen. Coronabedingt entfiel das diesjährige Gedenken. Spontan stellten Antifaschist*innen allerdings kleinere Aktionen als Ersatz auf die Beine. Auch unsere Freund*innen vom Werner Bündnis gegen Rechts beteiligten sich an einer solchen Gedenkaktion. Im Folgenden dokumentieren wir ihre Pressemitteilung und ein Foto dazu:

Am Montag, dem 9. November, fand eine spontane Gedenkaktion an das Novemberpogrom 1938 statt. An mehreren Orten in der Innenstadt positionierten sich jeweils Personen aus zwei Haushalten mit Plakaten, auf denen Slogans standen wie „Gegen jeden Antisemitismus“ oder Botschaften in Gedenken an verfolgte jüdische Familien aus Werne. An der Aktion beteiligten sich auch Mitglieder des Werner Bündnis gegen Rechts.

Philipp Müller, Sprecher des WBgR, kommentiert dazu: „Als Bündnis begrüßen und unterstützen wir solche kreativen Formen des Gedenkens, die gerade unter den aktuellen Umständen enorm wichtig sind, um weiter eine Öffentlichkeit für das Thema zu schaffen.“

Bei der Durchführung wurde penibel darauf geachtet, die Infektionsschutzregeln einzuhalten. Dass es trotz der Pandemie wichtig ist, sich weiter gegen Antisemitismus zu engagieren, betont auch Philipp Müller: „Wir erleben aktuell wieder eine neue Welle antisemitischer Attacken. Der Anschlag in Halle ist gerade mal ein Jahr her, aber auch 2020 gab es neben dem vielbeachteten Angriff vor der Hamburger Synagoge unter anderem an Jom Kippur die Störung eines Gedenkspaziergangs in Siegen durch Neonazis und einen Boom antisemitischer Verschwörungserzählungen im Zuge der Proteste gegen Coronaschutzmaßnahmen. Im benachbarten Österreich wurde in Graz der Präsident der Jüdischen Gemeinde angegriffen und in mehreren skandinavischen Ländern gab es eine koordinierte Kampagne gegen Juden und Jüdinnen. Die Antwort auf den internationalen Antisemitismus kann nicht allein in Sonntagsreden liegen, muss sich aber natürlich an die Gegebenheiten anpassen und das Risiko für alle Beteiligten so klein wie möglich halten. Die kleine Gedenkaktion am Montag erfüllt dieses Kriterium.“

Das WBgR freut sich zudem, dass auch andere an diesem Tag Gedenkaktionen durchgeführt haben und etwa die Stolpersteine putzten.

 

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