AfD und extreme Rechte: Kontakte auch im Kreis Unna bis ins Neonazimilieu

Lennard K. (graue Hose, am Handy) am AfD-Infostand am 27. Januar in Schwerte (Foto: Mean Streets Antifa Dortmund)

Tausende protestierten am 27. Januar in Schwerte gegen die AfD und die Pläne der Partei und ihres Umfelds, die im Zuge einer Recherche der Plattform CORRECTIV bekannt geworden waren, massenhaft Menschen aus Deutschland zu vertreiben. Im Rahmen der Veröffentlichung war auch der enge Zusammenhang zwischen der AfD und gewalttätigen Neofaschist:innen wie jenen der Identitären Bewegung thematisiert worden. Das Personal des Kreisverbands Unna der AfD hat seitdem in verschiedenen Statements und Facebook-Posts versucht, die Recherche herunterzuspielen, zu verunglimpfen und sich wie gewohnt als Opfer darzustellen.

An jenem Samstag hatte der Kreisverband in Schwerte außerdem zu einem Infostand und einem anschließenden Vortragsabend eingeladen. Bereits gegen den Infostand richtete sich Protest, die AfD verlor sichtlich die Nerven. Im Nachgang redete sie von einer „aufgehetzten Masse“ und beklagte „Medienhetze“. Selbst sei man unter „mutige[n] Demokraten“. Dabei lieferte die AfD um ihre Kreissprecherin Friederike Hagelstein gleich den nächsten Beleg, dass auch für den Kreisverband gilt, was beim Bundesverband aktuell diskutiert wird: Die enge Verbindung mit der extremen Rechten bis hin ins Neonazimilieu. So war einer der angeblichen „mutige[n] Demokraten“ der Neonazi Lennard K. aus dem Umfeld der Dortmunder Neonaziszene[1]. K. nimmt seit einiger Zeit an den Aufmärschen und Aktionen rund um den Dortmunder Ableger der Partei „Die Heimat“ (ehem. NPD) teil. Am 1. Mai 2023 war er Teil der Neonazigruppe, die eine Kundgebungstour in Recklinghausen, Lünen und Dortmund abhielt[2][3][4]. Er war vom Beginn bis zum Schluss dabei. An dem Tag trug er ein Shirt der Neonazi-Kampfsportveranstaltung „Kampf der Nibelungen“ (KdN). Die u.a. von Dortmunder Neonazis mitorganisierte Veranstaltung wurde 2019 erstmals verboten, weil sie der Vorbereitung politischer Gewalt diene. 2020 wurde eine KdN-Veranstaltung von der Polizei in Magdeburg aufgelöst.

Der Hang zur Gewalt ist auch bei K. zu erkennen. In Dortmund bewegt er sich im Umfeld des verurteilten Neonazischlägers Steven Feldmann. Feldmann, der immer wieder durch Gewalttaten auffiel, entzog sich im November des vergangenen Jahres dem Haftantritt infolge einer erneuten Verurteilung. Seitdem ist er auf der Flucht. Die Verehrung K.s für Feldmann geht soweit, dass er sich auf einen Oberschenkel „Freiheit für Steven Feldmann“ tätowieren ließ. K. ist aber auch selbst gewalttätig unterwegs: In der Nacht zum 20. Mai 2023 soll er laut Mean Streets Antifa Dortmund teil einer Gruppe Neonazis gewesen sein, die mehrere Angriffe u.a. auf eine vermeintlich wohnungslose Frau beging und den Hitlergruß zeigte[5]. Zuletzt soll er am 21. Januar an einem Angriff auf einen Blogger in Dortmund beteiligt gewesen sein[6].

Lennard K. (graue Hose, den Rücken zugewandt) und Friederike Hagelstein (blonde Haare, am Handy) am AfD-Infostand
(Foto: Mean Streets Antifa Dortmund)

In Schwerte machten K. und Hagelstein den Eindruck, sich gut zu kennen. Dies zeigte beispielsweise eine Situation, in der K. ihr sein Handy zum Telefonieren mit einer offenbar gemeinsamen bekannten Person weiterreichte. Hagelstein zeigte bereits zuvor keine großen Hemmungen, sich mit Neonazis gemein zu machen. Die Lüner Stadträtin teilte auf Facebook extrem rechte Inhalte und nahm eine Zeit lang an den von lokalen Neonazis organisierten Querdenken-Demos in der Stadt teil. Am 10. Januar 2022 hielt sie dort sogar eine Rede[7].

Kontakte zwischen Neonazis und der AfD sind in der Region nichts Neues. Der mit dem Unnaer AfD-Kreisverband gut vernetzte Matthias Helferich, der sich in Chatnachrichten positiv auf den Nationalsozialismus bezog, sich selbst als „das freundliche Gesicht des NS“ bezeichnete, prahlte in eben jenen Chatnachrichten auch mit Kontakten zur Dortmunder Neonaziszene. Diese wiederum nahmen immer wieder an Kundgebungen des AfD-Bundestagsabgeordneten teil. Helferichs rechte Hand, Nils Hartwig, ist mitunter stellvertretender Sprecher der Jugendorganisation der AfD, sowohl in deren Bundes- als auch im NRW-Landesverband und war außerdem Kader der neofaschistischen Identitären Bewegung, der er weiterhin verbunden ist. Gemeinsam mit Helferich lud er am 19.01. den extrem rechten Ideologen Götz Kubitschek zu einem im Geheimen organisierten Treffen in Helferichs Büro in Dortmund-Dorstfeld ein. Das Treffen wurde aufgedeckt und es formierte sich Protest. Bis vor Kurzem war Hartwig noch stellvertretender Sprecher im Kreisverband Unna. Mittlerweile wurden ihm laut WDR die Mitgliedsrechte durch die NRW-AfD entzogen, weil er eine Parteikollegin mit Bildern bei ihrem Arbeitgeber angeschwärzt haben soll, auf denen sie mit Nazi-Symbolen zu sehen sei. Unter Berufung auf AfD-Kreise hieß es, er solle nun ganz aus der Partei ausgeschlossen werden[8][9].

Allen Beteuerungen zum Trotz stellt der AfD-Kreisverband Unna immer wieder auf’s Neue unter Beweis, dass man selbst so weit rechts steht, dass Abgrenzungen selbst ins gewalttätige Neonazimilieu hinfällig sind. Die Anwesenheit von Lennard K. beim AfD-Stand in Schwerte ist dabei nur der aktuellste Tropfen in einem Fass, dass schon lange überläuft. Das sollte auch eine Gaststätte wie das Ellinikon bedenken, wenn sie wie am 27. Januar erneut meint, die AfD bewirten zu müssen.

Antifa Werne
Antifaschistische Jugend Schwerte
Autonome Antifa Lünen

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