Aufruf zur Gedenkkundgebung am 9.11.!

Vor 76 Jahren zerstörten Deutsche insbesondere in der Nacht vom 9. auf den 10. November in ganz Deutschland jüdische Geschäfte, zündeten Synagogen an, jagten, verprügelten, misshandelten und demütigten ihre jüdischen Mitbürger*innen. Ungefähr 400 Jüd*innen überlebten die Novemberpogrome nicht. Die Reichspogromnacht (die sich vereinzelt bis zum 13. November hinzog) gilt heute als der Punkt, von dem aus die Diskriminierung der jüdischen Menschen in Verfolgung überging und letztlich in der Shoah mündete. Neben Auschwitz zählt sie zu den bekanntesten Beispielen antisemitischen Terrors im NS-Regime.
In Werne werden die Novemberpogrome vor allem mit der Zerstörung der Synagoge verbunden, weshalb am kommenden Sonntag auch hier an die Verbrechen erinnert wird – an das, was passieren kann, wenn sich rechte Ideologien, wenn sich Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus Bahn brechen und sich dem kaum jemand entgegenstellt. Daraus gehen zwei Einsichten hervor: erstens muss die Erinnerung an die Geschichte wachgehalten werden, zweitens bedeutet konsequentes Erinnern und Gedenken, heute zu kämpfen, damit sich Derartiges niemals wiederholt.
Aus diesem Grund findet in Werne dieses Jahr zum ersten Mal eine eigenständige antifaschistische Gedenkkundgebung der Werner Bündnisses gegen Rechts am 9.11. statt. An der städtischen Kundgebung kritisieren wir zum einen das im Kulturausschuss beschlossene Festhalten am Begriff “Reichskristallnacht” auf ihrer Gedenktafel am ehemaligen Standort der Synagoge, welcher die antisemitischen Exzesse nicht nur einfach verharmlost, sondern darüber hinaus glorifiziert. Zum anderen wollen wir bei allem symbolischen Gedenken, welches durchaus seine Berechtigung hat, nicht die praktische Arbeit im Hier und Jetzt gegen die Ideologieelemente vergessen, die auch heute noch in den Köpfen viel zu vieler Menschen stecken. Wenn Neonazis aufmarschieren, wenn die Heime von Geflüchteten angezündet werden und wenn wie im Sommer wieder antisemitische Mobs durch die Straßen ziehen, reicht es nicht, in der eigenen Schweigeminute zu schwelgen. Aber auch abseits der Straßen, im deutschen Gedenkdiskurs, machen sich die Stimmen breit, die Opfer- und andere Mythen heranziehen, um die deutsche Vergangenheit zu relativieren: niemand habe wissen können, was Hitler tatsächlich im Schilde führe, das Ganze sei ja bloß die Konsequenz der Versailler Verträge gewesen oder es sei schlichtweg nach über 70 Jahren auch mal genug mit den Schuldgefühlen – immerhin ist Deutschland wieder Weltmeister. Es gibt tausend gute Gründe, sich einzumischen und das Feld nicht denen zu überlassen, die in Deutschland ein Opfer der Vergangenheit sehen, und das wollen wir am Sonntag in die Öffentlichkeit tragen.

Kommt deshalb am Sonntag, dem 9. November, zur antifaschistischen Kundgebung um 14 Uhr an der Stolpersteintafel am St. Christophorus Kirchplatz! Gegen Antisemitismus, Nationalismus und Rassismus!
Erinnern heißt Kämpfen!

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