Das war der 9. November…

Montag versammelten sich ca. 70 Menschen in der Werner Marktpassage am ehemaligen Standort der Synagoge, um der Verbrechen der Novemberpogrome 1938 zu gedenken. In Werne bestand diese vor allem aus Übergriffen gegen Jüd*innen, Angriffen auf ihre Geschäfte und die Zerstörung eben jener Synagoge. Nach einer Einleitung und dem Redebeitrag von Bürgermeister Lothar Christ folgte ein Rückblick einer ehemaligen Schülerin auf ihre Teilnahme an einem „Work-Camp“ im Rahmen von Wernes Mitgliedschaft im Riga-Komitee. Nach der offiziellen Kranzniederlegung mit Gedenkminute sprach ein Mitglied der „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“-AG des Werner Berufskollegs über Alltagsrassismus und das Erleben von Diskriminierung auf dem Schulhof. In Bezug auf rassistische Witze etwa: „Aber nein, das ist kein Spaß, das ist Rassismus! Und nein, ich weiß nicht, wie du das meinst, ich weiß grade nämlich nicht mal, ob mich weiter mit dir unterhalten möchte“. Wir freuen uns, dass sich an Werner Schulen Jugendliche gegen Rassismus und Diskriminierung einsetzen.
Zuletzt hielt das Werner Bündnis gegen Rechts einen Redebeitrag über die Pogrome, schleppende Aufarbeitung und Kontinuitäten von Rassismus, Antisemitismus und Nationalismus. Wie auch im Schule ohne Rassismus-Beitrag wurde auch die Notwendigkeit thematisiert, dem Gedenken auch Taten in der Gegenwart folgen zu lassen und sich gegen die genannten Ideologien zu stellen. Der kritische Beitrag, der erst beinahe untergegangen wäre, erntete neben Applaus auch einige böse Blicke – kein Wunder, denn es wurden neben der deutschen Abschottungspolitik gegen Geflüchtete auch der von Lothar Christ unterzeichnete Brandbrief von 215 NRW-Bürgermeister*innen (hier unsere eigene PM dazu) und die mangelnde Distanzierung der Mehrheit des Werner Kulturausschusses vom Begriff „Reichskristallnacht“ ins Visier genommen. Gerade die darauf folgenden Gespräche mit anderen Mitgliedern des Bündnisses und weiteren Personen erwiesen sich als sehr interessant. Alles in allem war die diesjährige Gedenkveranstaltung eine runde Sache und wir hoffen, das Bündnis gegen Rechts konnte im städtischen Gedenkdiskurs vielleicht noch den ein oder anderen Anstoß geben.

Der Vollständigkeit halber möchten wir hier noch darauf hinweisen, dass der 9. November nicht überall so „gut“ lief (inwiefern das Gedenken an die Novemberpogrome auch immer „gut“ sein kann) wie in Werne. In Dresden und Duisburg liefen rechte Pegida-Märsche durch die Straßen. In Dortmund versuchten Neonazis eine Gedenkveranstaltung zu stören. In Westbevern bei Münster wurde versucht, eine geplante Unterkunft anzuzünden und in der Nacht zuvor gab es in Lünen Schreckschüsse auf eine Unterkunft.

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