Von 1920 bis 1945: Kontinuitäten benennen

Der 8. Mai ist der Jahrestag der Kapitulation Nazideutschlands vor 75 Jahren. Die Antifa Werne möchte das Datum nutzen, um auch das Denkmal für die im Nachgang der „Schlacht bei Pelkum“ durch rechtsradikale Reichswehrsoldaten der Brigade Epp ermordeten Menschen in Bergkamen in das Gedenken einzubeziehen.

Im April 1920 war diese an der Niederschlagung des Arbeiter*innenaufstands im Ruhrgebiet beteiligt. Einer der Schauplätze dabei war Hamm-Pelkum. Von dort zog die Brigade über Bergkamen weiter nach Dortmund. Ihren Weg pflasterten die Leichen massakrierter Arbeiter*innen und anderer Menschen, die irgendwie „verdächtig“ erschienen. Die Brutalität der Soldaten war berüchtigt. Unter den Opfern waren auch Bergkamener*innen. Das Denkmal erinnert nur an einige, die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen.
Sprecherin Lena Milani erklärt den Zusammenhang mit dem 8. Mai: „Uns geht es um eine Erweiterung der Perspektive antifaschistischen Gedenkens. Es mag kurios erscheinen, an die Befreiung vom Nationalsozialismus am Beispiel eines Denkmals zu erinnern, dass auf ein Ereignis verweist, dass 25 Jahre davor stattfand. Uns geht es dabei um das Aufzeigen von Kontinuitäten. Die verantwortliche rechte Brigade Epp war vor ihrem Anschluss an die Reichswehr als Freikorps bereits 1919 an der Niederschlagung der Münchner Räterepublik beteiligt. Die Einheit war ein Sammelbecken für zahlreiche Personen, die später zentrale Akteure im Aufstieg des Faschismus’ wurden und Karriere im Nationalsozialismus machten.“
Unter diesen Personen waren u.a. Ernst Röhm (Stabschef der SA), Hans Georg Hofmann (u.a. NSDAP-Abgeordneter), Rudolf Heß („Stellvertreter des Führers“), Hans Frank (Gouverneur der nicht annektierten Teile des militärisch besetzten Polens), Oskar Dirlewanger (Chef des nach ihm benannten SS-Sonderkommandos), Hans Baur (Pilot Hitlers, Generalleutnant der Waffen-SS) und August Schmidhuber (Kommandeur von SS-Divisionen). Auch die Brüder Otto und Georg Strasser sollen Teil des Freikorps gewesen sein, ebenso wie Edgar Julius Jung, der nach 1945 ein ideologischer Bezugspunkt der „Neuen Rechten“ wurde. Auch der Namensgeber der Einheit Franz Xaver Epp machte Karriere im Nationalsozialismus. Nachdem er 1928 in die NSDAP eingetreten war, wurde er von 1933 bis 1945 Reichsstatthalter in Bayern. Bereits 1904 war er am Völkermord an den Herero und Nama in der damaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika beteiligt. Hitler machte ihn dann 1934 zum Reichsleiter des Kolonialpolitischen Amtes der NSDAP und 1936 zum Bundesführer des Reichskolonialbundes.
Lena Milani weiter: „Freikorps wie das Franz Epps waren Keimzellen des Nationalsozialismus’. Das Treiben vieler seiner Mitglieder endete erst mit dem 8. Mai 1945. Epp selbst genoss im NS große Anerkennung für die Rolle seiner Einheit bei der Niederschlagung (auch) linker Revolten wie im Ruhrgebiet 1920. Das Coronavirus hat die Erinnerung an den Ruhraufstand und seine Niederschlagung vor 100 Jahren sehr erschwert. Wir möchten die Verbindung beider Ereignisse deutlich machen und deshalb an diesem 8. Mai sowohl der Opfer des NS als auch der 1920 ermordeten Arbeiter*innen gedenken.“

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75 Jahre Befreiung Wernes

Der 31. März war ein besonderer Tag, der 75. Jahrestag der Befreiung Wernes durch die Aliierten. Leider war ein größeres Gedenken bedingt durch die Corona-Pandemie nicht möglich. Das Werner Bündnis gegen Rechts hat sich also andere Wege gesucht und eine Gedenkaktion am Zwangsarbeiter*innenfriedhof durchgeführt. Wir möchten die Gelegenheit nutzen und im Folgenden die Mitteilung des Bündnisses dazu dokumentieren*: Weiterlesen

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Werne, Corona und die Linke

Vermutlich ist der einen oder dem anderen aufgefallen, dass hier auf unserem Blog nicht so viel los war. Daher schon einmal vorweg: Keine Sorge, es gibt uns noch. Allerdings waren wir in letzter Zeit tatsächlich auf unserem Twitter-Kanal wesentlich aktiver. Das wird sich in den nächsten Wochen wohl erstmal nicht ändern. Einer der Gründe dafür ist die aktuelle Corona-Epidemie, die Mitte der Woche nun auch Werne erreicht hat. An dieser Stelle möchten wir einige unserer Überlegungen zu dem Thema mit euch teilen und Tipps geben, wie sich auch in Zeiten von langen Aufenthalten in den eigenen vier Wänden politische Aktivität gestalten lässt. Weiterlesen

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„Zu spät, zu inkonsequent und letztlich eher symbolisch“ – PM zum Verbot von Combat 18

Am vergangenen Donnerstag (23.01.) wurde die rechtsterroristische Organisation „Combat 18“ (kurz: C18) in Deutschland durch das Innenministerium nach dem Vereinsgesetz verboten. Die Antifa Werne findet das Verbot einer bewaffneten Neonazigruppierung zwar grundsätzlich gut, kritisiert das Verbot aber auch als, so Sprecherin Lena Milani, „zu spät, zu inkonsequent und letztlich eher symbolisch“ – insbesondere im Hinblick auf die regionale Neonaziszene. Weiterlesen

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02.11.: Demo in Dortmund – Thor Steinar dichtmachen!

Ende August eröffnete in Dortmund ein Thor Steinar-Laden als Ersatz für den geschlossenen Neonaziladen in Essen. Seit der Eröffnung gibt es Protest gegen „Tønsberg“, wie das Geschäft heißt. Das Ziel ist klar: der einzige Laden der Neonazimarke Thor Steinar in Westdeutschland soll so schnell wie möglich wieder dichtmachen! Neben wöchentlichen Kundgebungen vor dem Laden, gab es auch andere Aktionen. Eine davon bewirkte, dass das Geschäft derzeit geschlossen ist. Samstag (02.11.) findet in Dortmund eine Demonstration statt, die den Neonazis klar machen soll, dass sie ihren Laden gleich ganz zu lassen sollen. Die Demo beginnt um 12:00 Uhr am Stadtgarten. Wir unterstützen die Demonstration und dokumentieren daher im Folgenden den Aufruf der Autonomen Antifa 170.
Kommt am Samstag mit uns nach Dortmund! Naziläden dichtmachen! Weiterlesen

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PM: Keine Bühne für Antisemitismus!

Am 26. Oktober soll der Schlagersänger Christian Anders in der Stadthalle Kamen auftreten. Der 74-jährige ist seit Jahren dafür bekannt, Verschwörungstheorien zu verbreiten und antisemitische Positionen zu vertreten.

Wir fordern die Stadthalle Kamen auf, den geplanten Auftritt abzusagen und damit anderen Veranstalter*innen zu folgen. Nach einem offenen Brief des Bündnisses ENSSQ – Ennepe-Ruhr stellt sich quer[1] wurden sowohl eine Autogrammstunde in Witten als auch ein Auftritt in Hagen abgesagt[2][3]. Die Positionen, die Anders in Büchern, YouTube-Videos und auch in seiner Musik vertritt sind untragbar. In den letzten Jahren bemühte er u.a. die antisemitische Hetzschrift der „Protokolle der Weisen von Zion“[4], verstieg sich zu Aussagen wie „Kinder-Impfer sind Kinderschänder“[5], relativierte die Verbrechen des Nationalsozialismus‘[6], bediente unter Verdrehung von Tatsachen den rechten Mythos von den Geflüchteten, die gegenüber Deutschen bevorteilt würden[7] und phantasierte von einer Verschwörung der Illuminaten, die die Welt kontrollieren würden[8]. Kaum eine Verschwörungstheorie, kaum ein Ressentiment, dessen sich Christian Anders noch nicht bedient hat.

Ein Paradebeispiel für sein antisemitisches Verschwörungsdenken ist das Lied „Der Hai“. Darin „rappt“ Anders[9][10]:
„Ich hab die Macht, ich hab das Geld, ich bin der Herrscher dieser Welt.
Ich schick euch täglich auf die Rolle, ihr kennt sie nicht, ‚Die Protokolle‘.“

Gemeint sind damit die sogenannten „Protokolle der Weisen von Zion“, eine nachweislich gefälschte, antisemitische Propagandaschrift, die von Antisemit*innen bis heute als „Beweis“ einer angeblichen jüdischen Weltverschwörung angeführt werden. Und auch Anders bemerkt in seinem Lied kurz darauf:
„Auf sieben Säulen ruht die Welt, sieben Familien haben das Geld. Ob Rothschild, Cohn oder Donati, man nennt uns auch Illuminati. Mit Aids verseuchen wir die Welt, und machen mit der ‚Heilung‘ Geld.“
Die Namen jüdischer Bankiersfamilien wie Rothschild oder Cohn dienen innerhalb rechter und verschwörungstheoretischer Kreise als Code, um nicht „jüdische Weltverschwörung“ sagen zu müssen. Eingeweihten ist dennoch sofort klar, wer eigentlich gemeint ist. Die Rothschild-Zeile strich Anders dann auch zügig wieder aus dem Lied. In das Bild der weltbeherrschenden Verschwörung passt auch die herbeiphantasierte Allmacht dieser „Illuminati“. So sollen diese für Seuchen und Krankheiten wie AIDS verantwortlich sein und den Lauf der Geschichte bestimmen, wie aus einigen späteren Zeilen hervorgeht:
„Ob Bankencrash oder Französische Revolution, ich hab’s geplant, ich wusste es schon.“
Es war solcher Verschwörungswahn, der schon im NS die Grundlage für die Verfolgung und Vernichtung von Jüd*innen bildete.

Anders vertritt eine Ideologie, die aktuell wieder in zahlreichen Ländern der Welt mordet. Die Konsequenz aus Anschlägen wie jenem in Halle kann nur sein, Antisemitismus, Rassismus und Verschwörungsdenken entschlossen entgegenzutreten. Dazu gehört auch, ihren Propagandist*innen keine Bühne zu bieten. Der Auftritt Christian Anders‘, der als exklusiver Solo-Auftritt nach 20 Jahren beworben wird[11], muss abgesagt werden! Antisemitismus „polarisiert“ nicht, Antisemitismus ist keine „unbequeme Meinung“, Antisemitismus ist eine Vernichtungsideologie!

Wir fordern die Stadthalle Kamen daher nachdrücklich auf, den Auftritt am 26. Oktober abzusagen. Wir fordern außerdem die Veranstalter*innen auf, sich von den Positionen, die Anders vertritt, zu distanzieren und die Zusammenarbeit einzustellen.

Antifa UNited
Antifa Werne
Autonome Antifa Lünen

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12.10.: Kundgebung gegen antisemitische Gewalt in Werne

Wir dokumentieren im Folgenden die Ankündigung des Werner Bündnisses gegen Rechts (WBgR) zu deren Kundgebung am kommenden Samstag (12.10.) um 12:30 Uhr am Moormannplatz in Werne. Wir schließen uns dem Aufruf an. Kommt Samstag in die Innenstadt und zeigt euch solidarisch mit den Betroffenen antisemitischer Gewalt!

Am Samstag, dem 12.10., ruft das Werner Bündnis gegen Rechts um 12:30 Uhr bei der Partnerschaftsuhr am Moormannplatz zu einer Kundgebung anlässlich des Anschlags in Halle an der Saale vom vergangenen Mittwoch auf. Dort hatte ein bewaffneter Mann an Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag, versucht, in die Synagoge einzudringen, in der zu dem Zeitpunkt zahlreiche Jüd*innen den Festtag begingen. Der Täter, der das Ziel verfolgte, möglichst viele „Anti-Weiße“ – bevorzugt Jüd*innen – umzubringen, schoss daraufhin auf Passant*innen und griff einen Imbiss an. Er tötete nach derzeitigem Stand zwei Meschen. In seinem Manifest tat der Täter seine antisemitische Ideologie kund und berief sich auf eine Reihe rechter Verschwörungstheorien.
Unter dem Motto „Gegen jeden Antisemitismus“ möchte das Bündnis gegen Rechts daher ein Zeichen der Solidarität mit den Betroffenen des Anschlags und den Opfern antisemitischer Gewalt setzen sowie der Getöteten gedenken.

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5 Jahre WBgR!

Das Werner Bündnis gegen Rechts ist vor einigen Wochen 5 Jahre alt geworden. Als Teil des Bündnisses möchten wir uns herzlich bei allen bedanken, die seit einem halben Jahrzehnt gemeinsam mit uns die Arbeit im Bündnis stemmen. Mögen noch viele weitere Jahre folgen! Wir möchten an dieser Stelle die vollständige Pressemitteilung des WBgR zu diesem Anlass dokumentieren. Außerdem sei darauf hingewiesen, dass auch die Antifa Werne Anfang September wieder Geburtstag gefeiert hat. Uns gibt es jetzt bereits seit 8 Jahren! Geschenke und Glückwunschkarten nehmen wir und/oder das Bündnis am Samstag auf der ‚Solidarität ist die Alternative!‘-Demo entgegen. So, nun lassen wir das WBgR sprechen:

5 Jahre Werner Bündnis gegen Rechts

Fünf Jahre ist es her, dass am 8. September 2014 das Werner Bündnis gegen Rechts, kurz: WBgR, gegründet wurde. „In Dortmund war Anfang des Jahres das BlockaDO-Bündnis an den Start gegangen, um die unterschiedlichen, bereits bestehenden Bündnisse an einen Tisch zu bringen und erstmals seit langem wieder gemeinsam gegen den Neonaziaufmarsch am 1. Mai zu protestieren. Etwas Ähnliches wollten wir auch in Werne: unterschiedliche Akteur*innen, die sich hier gegen Rechts engagierten zusammenbringen“, erinnert sich Philipp Müller, Sprecher des Bündnisses.
Auf Dauer war das Bündnis dabei gar nicht unbedingt angelegt. Zunächst ging es vor allem um die Unterstützung von Protesten gegen einen Aufmarsch von Neonazis in der Nachbarstadt Hamm. Gegen die rund 200 Rechten gingen 1000 Antifaschist*innen auf die Straße. Bereits im Hauptbahnhof gab es Blockaden gegen die anreisenden Neonazis. Bei der Nachbereitung der gemeinsamen Beteiligung an der Gegendemonstration in Hamm wurde beschlossen, weiterhin als Bündnis zusammenzuarbeiten.
„Das war am Anfang gar nicht so einfach. Wir wollten zwar alle den Gegenprotest in Hamm unterstützen, aber dauerhaft zusammen zu arbeiten war für die unterschiedlichen Gruppen und Einzelpersonen erstmal mit vielen langen Diskussionen verbunden“, erklärt Müller schmunzelnd, „Am Ende setzte sich allerdings die Überzeugung durch, dass der Wissensaustausch und die Vernetzung untereinander die Mühe wert sind. Zu einer eigenen Homepage konnten wir uns aber immer noch nicht durchringen“.
Mittlerweile ist das Bündnis ein eingespieltes Team auch wenn die Mitglieder nach wie vor auch ihre eigenen Perspektiven mitbringen. In den letzten Jahren hat das WBgR unter anderem Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit betrieben – immer auch mit Blick auf lokale Neonazis. Auch in der Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus’ und deren Aufarbeitung mischte sich das Bündnis früh ein. „Im November 2014 fand die erste eigene Kundgebung des Bündnisses in Werne statt. Im Anschluss an die städtische Gedenkveranstaltung am 9. November führten wir eine eigene Kundgebung zum Gedenken an die Novemberpogrome durch. Grund dafür war die Debatte um die damalige Gedenktafel am ehemaligen Standort der Synagoge, auf der der Propagandabegriff ‘Reichskristallnacht’ übernommen worden war. Darauf wollten wir aufmerksam machen“, bemerkt Philipp Müller.
Neben dem Austausch und der Vernetzungsarbeit ist aber das Unterstützen von Protesten gegen Neonazis in anderen Städten das Kerngeschäft des Bündnisses geblieben. Philipp Müller dazu: „Unser Ansatz war immer, klarzustellen, dass wir andere Städte unterstützen, wenn sich dort Rechte breitzumachen versuchen, weil wir in der glücklichen Lage sind, dass hiesige Neonazis kaum öffentlich auftreten. Und das handhaben wir auch weiterhin so. Diese Solidarität ist für uns eine Selbstverständlichkeit“.
Am häufigsten standen dabei Dortmund und Hamm auf der Liste und auch an diesem 3. Oktober wird das Bündnis gegen Rechts wieder zur Demonstration nach Hamm fahren – auch wenn der Neonaziaufmarsch inzwischen nicht mehr stattfindet. „Die Unterstützung der Demonstration in Hamm ist inzwischen schon Tradition und im fünften Jahr unseres Bestehens natürlich auch etwas Besonderes“, ergänzt Müller.
Den „Geburtstag“ gefeiert, hat das WBgR allerdings noch nicht. „Dazu sind wir bislang nicht gekommen. Die Vorbereitungen für die ‘Solidarität ist die Alternative!’-Demonstration in Werne am 28.09. haben uns einfach zu sehr beschäftigt“, erklärt Müller, „Aber wer uns gratulieren will, kann das gerne bei der Demonstration tun oder am 3. Oktober mit uns nach Hamm fahren“.
Das Werner Bündnis gegen Rechts wird der Stadt jedenfalls noch weitere Jahre erhalten bleiben.

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3 Wochen, 3 Demos in Werne und Umgebung

In den nächsten Wochen ist viel los in Werne und Umgebung. Deshalb wollen wir euch hier ein paar Infos zu den drei wichtigsten Terminen an die Hand geben. Schließlich muss das ja mal ausgenutzt werden, wenn im Hinterland so viel los ist.

20.09., Klimastreik in Werne

Am Freitag ist Werne zum ersten Mal auf der Weltkarte der Klimastreiks vertreten. Um 12 Uhr beginnt die Demonstration der Werner ‘Parents 4 Future’ am Solebadparkplatz. Am besten seid ihr schon ein wenig früher da. In Werne werden wie auch in rund 500 anderen Städten Menschen für konsequenten Klimaschutz auf die Straße gehen. Das finden wir absolut unterstützenswert. Neonazis und die AfD zu stressen, ist bei über 40°C halt auch nur halb so spaßig. Weitere Infos zum Klimastreik in Werne findet ihr hier.
Falls ihr gar nicht in Werne seid, ist das auch kein Problem, denn in vielen anderen Städten könnt ihr genauso gut für’s Klima demonstrieren gehen. Allein im Kreis Unna geht das u.a. in Lünen, Selm, Unna und Schwerte.

Falls ihr richtig motiviert seid, könnt ihr abends auch noch in Dortmund gegen Neonazis aktiv werden. Die wollen nämlich durch die Nordstadt demonstrieren, nachdem sie von ihrer Kundgebung dort vergangene Woche nicht so begeistert waren. Infos dazu findet ihr wie gewohnt bei den Dortmunder Antifagruppen oder auf twitter unter den üblichen Hashtags (#nonazisdo, #do2009).

28.09., Solidarität ist die Alternative!-Demo in Werne

Die Woche drauf findet in Werne dann die Demonstration gegen Rechtsruck und AfD in Werne unter dem Motto „Solidarität ist die Alternative!“ statt. Ein bisschen was haben wir dazu ja schon geschrieben, also sparen wir uns die langen Worte. Infos zur Demo findet ihr hier. Kommt mit uns am 28.09. um 12 Uhr vorm Bhf Werne auf die Straße für eine solidarische Gesellschaft. Werne bleibt ein ungemütliches Pflaster für die AfD!

03.10., Demo gegen rechte Strukturen in Hamm

Was wäre der Oktober ohne den jährlichen Abstecher nach Hamm am 3. Oktober? Eben! Also fahren wir auch dieses Mal in die Nachbarstadt und unterstützen dort die „Kein Raum für Nazis“-Demo des antifaschistischen Jugendbündnisses haekelclub590. Los geht’s um 13 Uhr in der Luisenstraße am Hbf Hamm. Den Aufruf findet ihr hier.

Also: Runter von der Couch, der gemütliche Herbst kann warten! Erstmal gibt’s viel Protest für Solidarität und Klimaschutz – gegen Neonazis und Rechtsruck!

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28.09.: Demo in Werne? Demo in Werne!

In Werne wird am 28. September unter dem Motto „Solidarität ist die Alternative!“ gegen AfD und Rechtsruck demonstriert. Ja, im sonst so ruhigen Werne. Start ist um 12 Uhr am Bahnhof Werne. Organisiert wird die Demonstration von einem breiten Kreis an Organisator*innen, zu dem auch das Werner Bündnis gegen Rechts gehört, dessen Teil wir sind. Informationen zur Demonstration findet ihr auf dem Demo-Blog. Haltet euch den Tag frei, bringt eure Freund*innen mit und kommt mit uns und vielen anderen auf die Straße!
Im Folgenden möchten wir den Aufruf der Organisator*innen dokumentieren.

Solidarität ist die Alternative!

+++Demonstration in Werne am 28.09.+++Start: 12 Uhr, Bahnhof Werne+++

Wir leben in Zeiten der Krise. Seit ungefähr zehn Jahren erleben wir eine ökonomische Krise, seit fünf Jahren eine sogenannte „Flüchtlingskrise“, die eigentlich „Rassismuskrise“ heißen müsste. Hinzu kommt z.B. noch die Klimakrise, aber auch die EU steckt in einer Krise. Alle diese sind internationale oder globale Krisen. Sie führen dazu, dass zahllose Menschen ihr Vertrauen in die schon immer brüchigen Glücksversprechen der Moderne verlieren. Und nun erleben wir einerseits, dass sich Menschen auf der Suche nach Antworten auf die Krisen unserer Zeit in großer Zahl autoritären „Lösungen“ verschreiben. Der Ruf nach der starken Führungsperson, das Bedürfnis nach der vermeintlichen Geborgenheit der nationalen Gemeinschaft bei gleichzeitigem Ausschluss „der Anderen“, die Ablehnung aller Verschiedenheit, die Sehnsucht nach Homogenität, das „Wir zuerst!“, das Verlangen danach, die „Schuldigen“ benennen und abstrafen zu können, treibt große Teile der Menschheit auf der ganzen Welt um. Anderswo spült dieser Rechtsruck Regierungen wie jene von Trump, Duterte, Bolsonaro oder Orbán an die Macht. Universelle Menschenrechte, die als Bollwerk gegen rechte Ideologie galten, werden von ihnen je nach Situation gegeneinander ausgespielt oder ganz in Frage gestellt. In Deutschland drückt er sich parlamentarisch vor allem in den Wahlerfolgen der AfD aus.

Rückwärts in die Zukunft?

Die AfD ist dabei Nutznießerin und Motor des Rechtsrucks zugleich. Sie befindet sich seit Jahren in einem Radikalisierungsrausch, in dem sich Partei, Basis und Umfeld gegenseitig zu immer weiteren Tabubrüchen, immer derberen Abwertungen von Gegner*innen und Minderheiten anstacheln. Das eigentliche Drama ist jedoch, dass relevante Teile der Gesellschaft mit nach rechts rutschen anstatt dem Sog Einhalt zu gebieten. Wenn in Zeitungen zur Debatte gestellt wird, ob es nicht vielleicht doch Quatsch sei, ertrinkende Menschen zu retten. Wenn von Konservativen die Verbindung von „Sozialem“ mit „Nationalem“ oder der Begriff der „Konservativen Revolution“ wieder salonfähig gemacht wird. Wenn Menschenrechte und demokratische Prinzipien beiseite geschoben werden – und das bereits ganz ohne Regierungsbeteiligung der AfD. Dann ist das ein Vorgeschmack dessen, was auch hierzulande wieder möglich sein kann, wenn Rechte hier in Machtpositionen gelangen. Und eben davon wähnen sich Teile der AfD nicht mehr weit entfernt.
Andererseits sehen wir auch die vielen Menschen, die sich auf die Suche nach anderen Lösungen – jenseits des nationalistischen Rückfalls und der autoritären Krisenverwaltung – machen. Und die sich der Tatsache bewusst sind, dass der Nationalismus nicht eine Antwort auf die Krisen unserer Zeit ist, sondern ein Angriff auf alles Fortschrittliche, das in den zurückliegenden Jahrzehnten erkämpft wurde. Die sich bewusst sind, dass Nationalismus keine Alternative ist.

Feminismus ist die Alternative

Nationalistische Strömungen auf der ganzen Welt eint ihr Hass auf Emanzipation und Frauenrechte, auf sexuelle Selbstbestimmung und das Abschütteln der Ketten einschränkender Rollenbilder. Sie wollen die Uhr so weit wie möglich zurückdrehen. Zurück in eine Zeit, in der Frauen hinterm Herd stehen und Kinder kriegen müssen, in der Männer zur Arbeit gehen und Haus und Hof schützen. Zurück in eine Zeit, in der Abweichungen von Heterosexualität nicht geduldet werden. Zurück in eine Zeit, in der sich alle in ihren festen Platz zu fügen haben.
Wir hingegen wollen eine Welt, die Freiheit und Glück für immer mehr Menschen ermöglicht. Eine solche Welt ist nicht zu haben, wenn unsere Möglichkeiten und Chancen schon vor der Geburt mit der Feststellung unseres Geschlechts festgeschrieben werden. Wenn nicht wir selbst über unsere Körper bestimmen dürfen. Wenn wir nicht leben und lieben können, wen und wie wir wollen. Wenn wir nicht ohne Angst verschieden sein dürfen.

Antirassismus ist die Alternative

Die AfD und ihre Partner*innen in Europa und der Welt streben nach der völkischen Nation, nach dem „reinen“, dem „authentischen“ Volk. Wer nicht dazu gehört, entscheidet die Logik von Blut und Boden. Menschen sollen da bleiben, wo sie geboren wurden. Menschen werden darüber definiert, wo und von wem sie geboren wurden. Diese Vorstellung heißt Rassismus und dabei ist in letzter Konsequenz gleichgültig, ob dieser biologisch über „Rassen“ oder kulturell über abgegrenzte „Kulturkreise“ begründet wird.
Wir hingegen wollen eine Welt, in der jede und jeder frei ist, sich zu bewegen. In der Herkunft nicht festschreibt, wer wir sind, mit wem oder wie wir leben. Die Geschichte der Menschheit ist immer eine von Austausch, Migration und Vermischung gewesen und sie wird es immer bleiben.

Antifaschismus ist die Alternative

Rechte aller Schattierungen arbeiten stetig daran, die Erinnerung an die Geschichte des Nationalismus‘ in Deutschland zu entsorgen. Die geforderten „erinnerungspolitischen Wenden um 180°“ und der Stolz auf die Verbrechen deutscher Soldaten in zwei Weltkriegen sind billige Versuche, schönzureden, was hässlicher nicht gewesen sein könnte. Konsequenterweise verdrehen sie Begriffe, erklären autoritäre Ideologie zu Freiheitsliebe, Unterdrückung zu Natürlichkeit und den antifaschistischen Widerstand gegen ihre Politik zum eigentlichen Faschismus.
Aber wir haben nicht vergessen, wie das Gift der völkischen Ideologie schmeckt. Wir sehen die Radikalisierung in den rechten Bewegungen und wir wissen, wohin diese führen. Sie schaffen ein Klima, in dem sich Neonazis dazu berufen fühlen, gegen die bereits entmenschlichten Gegner*innen nun auch physisch vorzugehen, wie nicht zuletzt der Mord an Walter Lübcke zeigt. Diesem Klima stellen wir uns entgegen. Wir treten ein für eine Welt, in der Rassismus, Nationalismus, Antisemitismus und Sexismus der Vergangenheit angehören.

Solidarität ist die Alternative

Wir haben riesige Demonstrationen und Kampagnen gesehen, die erahnen lassen, dass es auch noch einen anderen Entwurf davon gibt, wie unsere Zukunft aussehen kann. Es sind diese Menschen, die sich bei Seebrücke oder in lokalen Initiativen für, mit und als Geflüchtete engagieren, die bei Ende Gelände oder Fridays For Future für eine konsequente und sozial gerechte Bewältigung der Klimakrise ihre eigene Zukunft in die Wagschale werfen, die sich gegen Mietenwahnsinn und Verdrängung wehren, die am Frauenkampftag für ihre Rechte auf die Straße gehen, die ihre Rechte gegen verschärfte Polizeigesetze verteidigen. Es sind diese Menschen und alle, die sich ihnen verbunden fühlen, die uns Hoffnung machen. Am 28. September werden wir um 12:00 Uhr vom Bahnhof in Werne aus gemeinsam auf die Straße gehen. Schließen wir uns zusammen für eine bessere Zukunft. Wir mögen nicht immer einer Meinung sein, aber einig sind wir uns darin, dass der Rechtsruck keine akzeptable Alternative zum Bestehenden ist. Unsere Alternative heißt: Solidarität!

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